🍇 Weinbau in der Krise â ein Verlust mit Folgen weit über die Branche hinaus
Die jüngsten Berichte über die Lage im deutschen Weinbau zeichnen ein dramatisches Bild: Viele Winzerfamilien stehen vor dem Aus. Erzeugerpreise von 40 bis 60 Cent pro Liter decken die Produktionskosten nicht annähernd, während Energie, Löhne und Betriebsmittel steigen. Von der âschwersten Krise seit dem Zweiten Weltkriegâ ist die Rede.

Doch hinter den Zahlen steht mehr als eine Branche. Wenn der Weinbau kippt, verlieren wir mehr als wirtschaftliche Betriebe. Wir verlieren Landschaft, Kultur und gesellschaftliche StabilitÀt.
đ±Â Landschaft und Ăkologie
Weinbau ist keine anonyme Massenproduktion. Besonders die Steillagen an Mosel, Rhein oder Saale-Unstrut sind Kulturlandschaften von hohem Wert. Trockenmauern, Terrassen, kleinrĂ€umige Strukturen bieten LebensrĂ€ume fĂŒr seltene Arten. Sie verhindern Erosion, stabilisieren Böden und beeinflussen Wasserhaushalte. Wird Weinbau aufgegeben, drohen Verbuschung, Hangrutsche und der Verlust jahrhundertealter Landschaftsbilder â mit ökologischen Folgekosten fĂŒr die Allgemeinheit.
đïžÂ Regionale IdentitĂ€t und Kultur
Wein stiftet Zugehörigkeit und prĂ€gt ganze Orte. Feste, Gastronomie, Tourismus â vieles wĂ€re ohne ihn undenkbar. Ein RĂŒckgang der Betriebe bedeutet nicht nur ökonomische Verluste, sondern auch den Verlust von Traditionen. Mit jeder aufgegebenen RebflĂ€che verschwindet ein StĂŒck kulturelles GedĂ€chtnis.
âïžÂ Wirtschaft und BeschĂ€ftigung
Weinbau ist ein wichtiger Arbeitgeber im lĂ€ndlichen Raum. Familienbetriebe sichern nicht nur die eigene Existenz, sondern auch ArbeitsplĂ€tze fĂŒr SaisonkrĂ€fte, Handwerk und Dienstleister. Die Wertschöpfung bleibt in den Regionen â ein Vorteil gegenĂŒber globalisierten Lieferketten. Geht der Weinbau zurĂŒck, verlieren ganze Gegenden ökonomische StabilitĂ€t.
đ€Â Gesellschaftliche Resilienz
Winzer sind nicht nur Produzenten, sondern auch soziale Anker. Sie engagieren sich in Vereinen, Feuerwehren, Kommunalpolitik. Ihre Höfe sind Treffpunkte und Teil des sozialen GefĂŒges. Wenn diese Strukturen wegbrechen, schwĂ€cht das die Resilienz von Dörfern und Regionen.
đĄÂ Mein Fazit:
Die Diskussion darf nicht darauf reduziert werden, wie viele Flaschen verkauft werden. Der Weinbau erbringt âöffentliche GĂŒterâ, die bislang kaum honoriert werden: Landschaftspflege, BiodiversitĂ€t, kulturelle IdentitĂ€t, regionale Wirtschaftskraft, gesellschaftlicher Zusammenhalt.
Ein kurzfristiges MaĂnahmenpaket mag LiquiditĂ€t sichern. Langfristig braucht es ein Umdenken: Wenn wir wollen, dass diese Leistungen erhalten bleiben, mĂŒssen wir sie anerkennen â politisch, finanziell, kulturell. Der Wert des Weinbaus liegt nicht allein in der Flasche, sondern im Beitrag zu Landschaft, Region und Gemeinwohl.
đ Frage an die Runde:
Wie können wir diese externen Effekte kĂŒnftig besser sichtbar machen und in politische wie wirtschaftliche Entscheidungen einbeziehen?