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Solidarische Landwirtschaft

In einer als "Solidarische Landwirtschaft" oder auch als "CSA" (Community Supported Agriculture) bezeichneten Initiative trägt eine Gruppe von Mitgliedern, gemeinsam mit den LandwirtInnen, die Verantwortung und das Risiko für die landwirtschaftliche Produktion.

Die Grundidee ist, dass ein Hof sein Umfeld mit Lebensmitteln versorgt, während das Umfeld für den Hof die (Finanz-)Mittel bereitstellt, um
wirtschaften zu können.

Während die Mitglieder von einer ökologischen, regionalen Versorgung und dem näheren Bezug zur Produktion ihrer Lebensmittel profitieren, wird den LandwirtInnen ermöglicht, von ökonomischen Zwängen weitgehend befreit, nachhaltig zu wirtschaften.

Besondere Merkmale einer Solidarischen Landwirtschaft:

  • Es gibt keine Preise mehr für die einzelnen Produkte
  • Die Landwirtschaft wird als Ganzes getragen
  • Direkter Kontakt der Mitglieder zu den Landwirten
  • Oft gekoppelt mit Bildungs- und Informationsarbeit
  • Prinzip der Kostendeckung, nicht der Gewinnmaximierung
  • Gemeinsam getragene Verantwortung
  • Freiwillige Mitgliedschaft
  • Offen für JedeN
  • Sozialer Ausgleich durch flexible Beitragshöhen
  • Gewisse Unabhängigkeit gegenüber Subventionen und dem Druck der Märkte
  • Menschenorientiertes statt marktorientiertes Wirtschaften

Die einzelnen Solidar-Höfe sind individuell unterschiedlich organisiert. Genauere Informationen zu den einzelnen Höfen, zur Produktverteilung, den Mitgliedsbeiträgen, der Entscheidungsfindung und individuellen Schwierigkeiten finden Sie in den Beschreibungen der einzelnen Beispielhöfe.

In der Regel werden die jeweiligen Kosten für ein Wirtschaftsjahr, inklusive der Löhne der LandwirtInnen, im Voraus kalkuliert und dann unter den Mitgliedern aufgeteilt und getragen.

Die Mitglieder erhalten die Produkte des Hofes in der Regel frei nach Bedarf und Verfügbarkeit. 

Verteilung

Die Verteilung der Produkte erfolgt entweder durch die LandwirtInnen oder häufig auch durch die Mitglieder selbst. Dabei werden oft Abholgemeinschaften gebildet oder ein zentrales Lager wird von den LandwirtInnen beliefert, von welchem sich die Mitglieder dann bedienen können.

Mitgliedsbeiträge

Bei den meisten, bisher existierenden Initiativen in Deutschland wird die Höhe der Mitgliedsbeiträge von den Mitgliedern selbst festgelegt, nachdem die LandwirtInnen den Bedarf für das folgende Wirtschaftsjahr vorgestellt haben. Zum Teil gibt es Richtsätze, an denen sich die Mitglieder orientieren können. Bei manchen Solidar-Höfen gibt es feste monatliche Beiträge, die jedoch auch an individuelle Gegebenheiten angepasst werden können. Die Beiträge können monatlich, viertel- oder halbjährlich und jährlich bezahlt werden. 

Die Höhe der Beitrage liegt bei vollversorgenden Höfen zur Zeit zwischen 100 und 150 Euro pro Person und Monat.

Rechtsform

Die meisten Initiativen der Solidarischen Landwirtschaft sind als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) oder auch als Genossenschaft organisiert. Das Eigentum an Land und Hofgebäuden liegt in einigen Fällen in der Hand einer gemeinnützigen Stiftung oder eines gemeinnützigen Vereins, um es aus dem Privatbesitz zu neutralisieren. Die jeweiligen Hofbewirtschafter pachten dann den Betrieb von dem gemeinnützigen Träger.

  • Wunsch und Wille das Konzept umzusetzen
  • Ein Kreis von Mitgliedern, die Interesse daran haben, das Konzept umzusetzen und bereit sind, die entsprechende Verantwortung zu übernehmen
  • Vertrauen in das Konzept und in die Mitglieder
  • Kommunikations- und Konfliktlösungsfähigkeiten
  • Bereitschaft den Hof für die Mitglieder zu öffnen und auf deren Bedürfnisse einzugehen
  • Freude an Teamarbeit und Gemeinschaftsprozessen
  • Bereitschaft auf ein Streben nach Gewinnmaximierung zu verzichten
  • Ausdauer in der Gründungsphase 

Insgesamt stellt die Neugründung einer Solidarischen Landwirtschaft eine große Herausforderung für alle Beteiligten dar, da es sich um ein relativ neues und unbekanntes Konzept handelt.

Zwar nimmt u.a. seit dem Kinofilm "Farmer John" und der Gründung des Netzwerks Solidarische Landwirtschaft, die Bekanntheit des Konzeptes auch in Deutschland deutlich zu und stößt in vielen Kreisen auf Interesse. Dennoch ist es generell schwierig, innerhalb schon vorhandener Strukturen und Denkweisen, Neues auszuprobieren und sich tatsächlich darauf einzulassen.

Den Mitgliedern muss durch Öffentlichkeits- und Informationsarbeit vermittelt werden, dass sie tatsächliche Verantwortung für die Landwirtschaft mit übernehmen. Es ist eine Herausforderung ihnen das nötige Bewusstsein für die landwirtschaftliche Produktion zu vermitteln und sie aus ihrer passiven Konsumentenrolle herauszuholen. Auch der nötige Zeitaufwand sollte hierbei nicht unterschätzt werden.

Den Beteiligten muss auch das nötige Vertrauen vermittelt werden.
Die Erfahrung zeigt, dass dies am effektivsten durch persönliche Kontakte, Informationsveranstaltungen auf dem Hof oder in der näheren Umgebung, sowie über ansprechende Flyer und die Presse erreicht wird.

Auf Verbraucherseite gibt es verschiedene Gründe, die zu Besorgnis und Unsicherheit führen können. Zum einen fühlen sich viele in
ihrer Freiheit und Flexibilität eingeschränkt, wenn sie sich für ein Jahr verbindlich festlegen und damit auch, die durch die Jahreszeiten bedingte, saisonale Vorgabe der Lebensmittelversorgung akzeptieren. Hier fehlt es oft an dem nötigen Bewusstsein über die Produktion und Herkunft von Lebensmitteln generell und somit auch an einer angemessenen Wertschätzung. Es kann anfänglich zu wenig Vertrauen in das Konzept vorhanden sein. Aufgrund fehlender Kontrollmöglichkeiten und Garantien, dass man seinen Beitrag erhält, kann die Sorge entstehen, dass Missbrauch betrieben werde. Auch die notwendige Auseinandersetzung mit den anderen Mitgliedern und eine gewisse gegenseitige soziale Kontrolle kann vielen zunächst ungewohnt und dadurch unbehaglich erscheinen.

Einigen VerbraucherInnen erscheinen die Beiträge zunächst als zu hoch, wenn sie sonst auch konventionelle Produkte einkaufen.

An dieser Stelle sollte darauf hingewiesen werden, dass der Lebensmittelbezug über eine Solidarische Landwirtschaft sich als deutlich günstiger darstellt, als der Einkauf von Produkten mit entsprechender Qualität.

Außerdem sollten auch die zusätzlich entstehenden "Leistungen" wie Bildung, der Zugang (insbesondere für Kinder) zum Hof und somit zu Pflanzen, Tieren und der Nahrungsmittelproduktion, sowie die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft nicht vergessen werden.

Finanzielle Engpässe sowie die Ermittlung angemessener Beiträge sind immer wieder ein Thema auf den Solidar-Höfen. Hier ist vor allem gefordert, den Mitgliedern ein tieferes Verständnis des Konzepts und der Zusammenhänge der Landwirtschaft mit Umwelt und Gesellschaft zu vermitteln und Bewusstseinsarbeit zu leisten. Ein schönes Beispiel dazu - aus der Öffentlichkeitsarbeit des Kattendorfer Hofes - finden Sie hier.

Als häufige Anfangsschwierigkeit stellt sich die Kalkulation der benötigten Produktionsmengen dar. Auf der einen Seite ist es oft schwierig für die VerbraucherInnen, ihren Lebensmittelbedarf einzuschätzen. Und auf der anderen Seite benötigen auch die LandwirtInnen eine gewisse Klarheit darüber, welche Mengen unter bestimmten Gegebenheiten produziert werden können. Hierzu können sich neu entstehende Solidar-Initiativen an erfahrene Projekte wenden und auch in vielen anderen Punkten Unterstützung bei der Gründung erhalten.

Sofern konventionelle Vermarktungsformen und Solidarische Landwirtschaft parallel laufen, kann die organisatorische Durchführung und Dokumentation für Schwierigkeiten sorgen. Klare Strukturen sollten hier Ordnung ermöglichen.

Da eine gewisse Kommunikation und Zusammenarbeit vieler unterschiedlicher Personen notwendig wird, ist auch mit zwischenmenschlichen Missverständnissen und Konflikten zu rechnen. Hilfreich kann es sein, im Vorfeld gewisse Umgangsformen und Lösungsstrategien zu entwerfen bzw. klar Verantwortliche für die Aufgaben der Mitgliederbetreuung, Finanzverwaltung, u.a. zu benennen. 

Zur Vorbeugung von Konflikten sind sicherlich ein guter  Kommunikationsfluss und regelmäßiger Kontakt erforderlich. Auch eine gute Dokumentation, in Form von Protokollen der regelmäßigen Treffen, Rundbriefen zum Geschehen in Landwirtschaft u.a., hat sich bewährt.

Bei Solidar-Höfen, die feste Beiträge sowie zugeteilte Mengen haben, führt die Berücksichtigung von Sonderwünschen zu einem sehr hohen organisatorischen Aufwand. Hierfür wurde bisher kein Lösungsansatz gefunden, da man der Ansicht ist, die Mitglieder sonst möglicherweise zu verlieren.

Die Altersvorsorge der Landwirte in einer Solidar-Initiative muss bewusst mit einberechnet werden. Zum Teil besteht hier die Hoffnung, den Gemeinschaftsgedanken und das Bewusstsein der Gemeinschaft auf diesen Bereich auszudehnen um somit in Zukunft eine gegenseitige Sozialversicherung zu etablieren. Die Landwirte des Gärtnerhofs Entrup hingegen, sind z.B. Angestellte der Genossenschaft "Gärtnerhof Entrup eG" und erhalten ein festes Gehalt, von dem sie sowohl in die Krankenversicherung, als auch in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen.