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13. September 2025

Umbau der Tierhaltung: Ein Schritt zurück statt nach vorn?

Bundesminister Alois Rainer will das Bundesprogramm „Umbau der Tierhaltung“ beenden und die Mittel künftig über die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) laufen lassen. Offiziell heißt es: „Die Mittel fließen nicht ab, wir brauchen ein bewährtes Instrument.“ Greenpeace hält dagegen und verweist auf bereits abgerufene Millionen. Entscheidend ist nicht die Zahl, sondern die Richtung.

Das Bundesprogramm hatte einen Vorteil: Es verband Investitionen in Stallungen mit der Möglichkeit, laufende Mehrkosten abzufedern – also jene Aufwendungen, die durch mehr Tierwohl entstehen: Arbeitszeit, Futter, Einstreu, Betreuung. Ohne diese Unterstützung laufen viele Betriebe Gefahr, trotz Umbau wirtschaftlich zu scheitern. Die GAK dagegen ist ein streng investives Instrument. Sie fördert Beton, nicht Betreuung.

Und sie bringt weitere Probleme:
- Cofinanzierung: Die GAK funktioniert nur, wenn Länder ihren Eigenanteil mitbringen. In finanzschwachen Regionen bedeutet das: weniger Förderung oder gar keine.
- Mindestinvestitionen: Wer kleine Projekte plant, fällt durchs Raster. Gerade Familienbetriebe, die schrittweise umbauen wollen, bleiben außen vor.
- Punktesysteme: Länder vergeben nach Kriterien wie Tierwohl, Emissionen oder Betriebsgröße. Am Ende profitieren oft die Großen.
- Abhängigkeit von Banken: Zuschüsse decken meist nur 30–40 %. Den Rest müssen Betriebe selbst stemmen. Banken vergeben Kredite lieber an große Strukturen.

Das Ergebnis: Planungsunsicherheit statt Verlässlichkeit. Genau das Gegenteil dessen, was Landwirtinnen und Landwirte bräuchten. Wer den Umbau ernst meint, darf ihn nicht zur Frage der Betriebsgröße oder des Bundeslandes machen. Tierwohl darf nicht davon abhängen, ob Bayern kofinanziert und Sachsen-Anhalt nicht.

Was jetzt passieren müsste:
1. Ein Förderkonzept für laufende Mehrkosten – sonst bleibt jeder Stallumbau eine halbe Sache.
2. Gleichbehandlung über alle Länder hinweg. Tierwohl braucht kein Flickwerk.
3. Klare Signale an Verbraucher und Handel. Mehr Tierwohl gibt es nicht zum Nulltarif.

Wir begleiten seit Jahren Betriebe bei Übergaben und Umstrukturierungen. Was wir überall hören: „Wir würden ja – wenn wir wüssten, dass es sich langfristig trägt.“ Genau diese Sicherheit fehlt. Mit der jetzigen Entscheidung droht der Umbau zu einer Investitionsrunde für die Starken zu werden, während viele bäuerliche Familienbetriebe auf der Strecke bleiben.