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5. September 2025

📆 Randnotizen vom Acker der Welt – Folge 9

🖋 Eine Glosse zum Zustand der Dinge. Aus der Peripherie betrachtet.

Die Kuh hat keinen FĂĽhrerschein

Ein Berliner Professor hat kürzlich verkündet, die Kuh sei ein Klimakiller. 18.000 Kilometer Diesel im Jahr, einfach so. Ich frage mich nur: Wo bitte fährt die Kuh hin? In Urlaub nach Italien? Jeden Tag Pendeln auf der A5? Sie hat ja nicht mal ein Nummernschild, geschweige denn einen Führerschein. Sie steht da, kaut wieder, glotzt in die Gegend – und soll angeblich schlimmer sein als ein Dienstwagen vom Landratsamt. Wenn das stimmt, dann ist der Spatz ein Düsenjet, der Maulwurf ein Kohlekraftwerk und mein Goldhamster ein biologischer Feuerwerkskörper.

Natürlich, Methan ist nicht ohne. Aber wenn man jede Kuh zum SUV erklärt, dann darf man auch mal die andere Seite erwähnen: Unter der Weide speichert der Boden Kohlenstoff, so viel wie in keinem Acker. Aber klar, das sieht man nicht, das lässt sich nicht so schön in Kilometer umrechnen. Die Kuh rülpst, das kann man hören. Der Boden speichert, das merkt keiner. Wurzeln sind halt schlechte Schlagzeilen.

Und dann diese Gleichmacherei: Als wäre jede Kuh dieselbe. Die eine frisst Soja aus Regenwaldrodung in Südamerika, die andere Gras in Ostfriesland, das kein Mensch verdauen kann. Für die eine ist der Vergleich mit der Diesellok vielleicht angemessen, für die andere höchstens mit dem Rasenmäher vom Sportverein. Aber differenzieren lohnt sich nicht, weil die Schlagzeile sonst kaputtgeht.

Dabei weiß jeder Bauer, dass Kühe nicht nur Methan produzieren, sondern auch Landschaftspflege betreiben. Ohne sie wächst die Wiese zu, der Klee verschwindet, die Vögel gleich mit. Aber das interessiert keinen. Lieber erklärt man die Kuh zum Klimaverbrecher und fühlt sich moralisch überlegen, während man den nächsten Billigflug nach Mallorca bucht.

Ich warte nur noch auf die Forderung nach Kuhführerscheinen. Mit Abgasmessung im Stall, TÜV fürs Euter und Strafzettel für überhöhtes Rülpsen. Vielleicht gibt’s dann auch Plaketten: grün für Bio-Kühe, rot für Regenwald-Soja-Kühe. Und wenn die Kuh mal falsch geparkt hat – also auf der Nachbarweide – gibt’s Punkte in Flensburg.

Die Wahrheit ist: Die Kuh fährt nirgends hin. Sie steht da, frisst Gras, macht Muh. Und wenn man ihr zuhört, klingt das eher nach Gelassenheit als nach Klimakatastrophe. Vielleicht sollten wir Menschen uns davon was abschauen. Statt immer neue Katastrophenzahlen in die Welt zu blasen, einfach mal wiederkäuen. Ruhig, gründlich, ohne Hast. Aber klar: Damit gewinnt man keine Klicks.

Also, liebe Kuh: Lass dir nichts einreden. Du bist kein Klimakiller. Du bist ein Wiederkäuer. Und Autofahren darfst du sowieso nicht. Dir fehlt der Führerschein.
Und bevor jemand fragt: Ja, weniger Fleischkonsum wäre fürs Klima sinnvoll. Aber das ist eine andere Geschichte – und für die braucht es keine Kühe mit Fahrerlaubnis.

👉 Randnotizen vom Acker der Welt erscheinen jeden Freitag.