🌱 Agrarstrukturgesetz Niedersachsen â ein wichtiger Schritt, aber nicht die Lösung
Die Kauf- und Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen haben sich in den vergangenen Jahren dramatisch entwickelt. In Niedersachsen stiegen die Kaufpreise von 20.434 ⏠pro Hektar im Jahr 2010 auf über 65.000 ⏠im Jahr 2023. Auch die Pachtpreise legten kräftig zu â von 351 ⏠auf 643 ⏠pro Hektar. Für viele junge Menschen ohne eigenen Hof ist der Zugang zu Land damit praktisch ausgeschlossen.
Mit dem neuen Agrarstrukturgesetz will Niedersachsen gegensteuern. Vorgesehen sind mehr Befugnisse fĂŒr GrundstĂŒcksverkehrsausschĂŒsse, Begrenzungen bei FlĂ€chengröĂen, strengere Regeln fĂŒr Share Deals und mehr Transparenz bei Vorkaufsrechten. Agrarministerin Miriam Staudte spricht von einem âsehr wichtigen und wegweisenden Gesetzâ.
Doch so wichtig dieser Ansatz ist: Er bleibt reaktiv. Er will Missbrauch verhindern, aber er gestaltet keine zukunftsfĂ€hige Bodenpolitik. Denn die zentrale Frage lautet: Wie stellen wir sicher, dass landwirtschaftlicher Boden nicht zum Spekulationsobjekt wird, sondern als Gemeingut fĂŒr kommende Generationen erhalten bleibt?
đ Was besser werden mĂŒsste:
1ïžâŁÂ Zugang fĂŒr Junglandwirt:innen und Quereinsteiger sichern.
Das Gesetz bremst Preisexzesse, löst aber nicht das Problem des FlĂ€chenzugangs. Nötig wĂ€ren gezielte Vorkaufsrechte oder Reservierungen fĂŒr Hofnachfolger:innen, ExistenzgrĂŒnder:innen und gemeinwohlorientierte Betriebe.
2ïžâŁÂ Mehr Transparenz.
Share Deals sollen genehmigungspflichtig werden â ein Fortschritt, aber zu grob. Ein öffentliches FlĂ€chen- und Eigentumsregister, wie in DĂ€nemark oder Frankreich, wĂŒrde zeigen: Wer besitzt und pachtet wie viel Land?
3ïžâŁÂ Gemeinwohlorientierte Modelle fördern.
Der Entwurf setzt auf Kontrolle, nicht auf Gestaltung. Es fehlen Anreize fĂŒr Genossenschaften, Stiftungen oder kommunale Bodenfonds, die FlĂ€chen dauerhaft sichern.
4ïžâŁÂ Soziale und ökologische Kriterien einbeziehen.
Der Entwurf regelt nur Marktmechanismen. Ein moderner Ansatz könnte Pacht- und Kaufentscheidungen an Nachhaltigkeit, regionale Wertschöpfung oder Ausbildungsleistung knĂŒpfen. Frankreichs SAFER zeigt, dass das möglich ist.
5ïžâŁÂ Spekulation unattraktiv machen.
âNaiv wĂ€re zu glauben, dass die Preise sinkenâ, sagt Staudte. Statt nur zu bremsen, sollte man Bodenspekulation unattraktiv machen â z. B. durch steuerliche AbschlĂ€ge bei kurzfristigen Gewinnen oder Vorteile fĂŒr landwirtschaftliche Nutzung bei Grunderwerbsteuer und Finanzierung.
6ïžâŁÂ PraktikabilitĂ€t sichern.
Die 51 GrundstĂŒcksverkehrsausschĂŒsse sollen mehr Kompetenzen erhalten. Aber haben sie Personal, Daten und RĂŒckhalt, um wirklich einzugreifen? Sonst droht das Gesetz an der Umsetzung zu scheitern.
đ Fazit: Das Agrarstrukturgesetz ist ein wichtiger Anfang. Aber eine echte Bodenpolitik mĂŒsste regulieren, gestalten und das Gemeinwohl ins Zentrum stellen.
đŹ Was meinen Sie: Reicht ein âPreisdeckel lightâ â oder braucht es eine mutigere Neuordnung des Bodenmarktes?